Ansätze, um Weltkulturerbe in Asien und anderswo vor Overtourism zu schützen

Ansätze, um Weltkulturerbe in Asien und anderswo vor Overtourism zu schützen

Die Chinesische Mauer, die Felsentempel von Petra, die Pyramiden von Gizeh oder die Freiheitsstatue: Alle diese Bauwerke gehören zum Weltkulturerbe der UNESCO und zählen gleichzeitig zu den beliebtesten Ausflugszielen von Touristen aus aller Welt. Doch die enormen Besuchermassen, die täglich zu den Sehenswürdigkeiten pilgern, hinterlassen ihre Spuren.

Ansätze, um Weltkulturerbe in Asien und anderswo vor Overtourism zu schützen

Wie schädlich ist der Massentourismus für die historischen Kulturstätten? Wäre es besser, auf einen Besuch zu verzichten? Wie könnte man den Besucheransturm begrenzen?

Wir zeigen Ansätze, die das Weltkulturerbe in Asien und anderen Teilen der Welt vor dem sogenannten Overtourism schützen sollen:

Faszination und Arbeitsplätze

Anschauungsunterricht dürfte eine der effektivsten Lernformen sein. Selbst wer sich überhaupt nicht für Geschichte interessiert, wird sich der Faszination kaum entziehen können, wenn er vor einem jahrtausendealten Monument steht.

Die Geschichte der Nabatäer zum Beispiel könnte kaum eindrucksvoller sein, als beim Anblick der gewaltigen, in Stein gemeißelten Felsentempel von Petra.

Bei diesem Anblick kommen ganz automatisch Fragen auf:

Wie vermochten es die Menschen damals, in diesen Höhen etwas in den Stein zu meißeln? Wie konnten sie es schaffen, Figuren derart präzise auszuarbeiten? Welche Werkzeuge standen ihnen damals eigentlich zur Verfügung? All das macht Kulturstätten zu Orten, die unsere Bildung fördern.

Der lokalen Bevölkerung kommt es aber genauso zugute, wenn sich in der Nähe ein Weltkulturerbe befindet. Denn im Umkreis der Sehenswürdigkeiten entstehen zahlreiche Jobs, angefangen beim Reiseführer über den Souvenirverkäufer und den Restaurantbesitzer bis hin zum Hotelier.

In Petra arbeiten so viele Leute, dass die jordanische Regierung ein ganzes Dorf für sie errichtete.

Die Weltwunder der Antike und andere Top-Sehenswürdigkeiten schaffen also auch Beschäftigung und bringen der einheimischen Bevölkerung einen gewissen Wohlstand ein. Doch die Touristenströme sind leider nicht ohne Schattenseiten.

Abnutzung und Vermüllung

Die Chinesische Mauer schlängelt sich mehrere tausend Kilometer lang durch das Reich der Mitte. Es ist zwar ein Mythos, dass sie als einziges Bauwerk der Welt aus dem Weltall zu erkennen ist. Trotzdem zeigt dieser Mythos auf, welch große Bedeutung die ehemalige Grenzschutzanlage aus der Ming-Dynastie hat.

Allerdings zollen nicht alle Besucher dem Monument den Respekt, den es eigentlich verdient. So ritzen zum Beispiel einige Besucher ihre eigenen Namen oder die Namen ihrer Partner in das Gestein. Was wie eine romantische Geste anmutet, trägt dazu bei, dass die Mauer allmählich verfällt.

Zu der Abnutzung der Kulturstätten kommt die Vermüllung dazu. Längst nicht jeder Besucher nimmt seine leere Wasserflasche wieder mit oder entsorgt die Reste seines Snacks im Mülleimer, sondern lässt den Abfall einfach irgendwo zurück. Ein weiterer Aspekt ist, dass die lokale Bevölkerung vielerorts verdrängt wird.

Denn wo Geschäfte, Bars, Restaurants und Hotels entstehen sollen, bleibt für Wohnungen wenig Platz.

Welterbestätten brauchen sowohl in ökologischer als auch in sozialer Hinsicht sanften Tourismus. Besucher sollten für die Kulturstätte selbst und genauso auch für die Menschen, die dort leben, Verständnis und Respekt aufbringen.

Nur dann besteht die Chance, dass die Sehenswürdigkeiten langfristig erhalten bleiben. Damit das gelingt, haben die Länder verschiedene Lösungsansätze entwickelt, um das Kulturerbe zu schützen.

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Begrenzte Besucherzahlen

Der Mount Fuji in Japan mit seinem weißen, von Nebel umhüllten Gipfel bietet einen wahrlich majestätischen Anblick.

Doch bei genauerem Hinschauen zeigt sich nicht nur eine Karawane aus tausenden Touristen, die sich über mehrere Kilometer dicht aneinander gedrängt über den Aufstiegspfad zum Gipfel des Vulkans zieht. Auch der Wegesrand ist gesäumt von achtlos weggeworfenem Müll.

Die Folgen des Ansturms auf eine der wichtigsten Touristenattraktionen Japans sind einerseits Umweltverschmutzung und andererseits ein hohes Verletzungsrisiko für die Bergsteiger in dem Gedränge. Die japanische Regierung griff deshalb durch.

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Um den Vulkan zu schützen, führte sie ab dem Sommer 2024 eine Aufstiegsgebühr ein und begrenzte die Besucherzahl gleichzeitig auf 4.000 Personen pro Tag.

Einen ähnlichen Ansatz gibt es auch in Peru. In der Inka-Stadt Machu Picchu hoch oben in den Anden sind die Ticketverkäufe ebenfalls begrenzt. Schon im September 2023 mussten Teile der Terrassenstadt, in denen sich auch der berühmte Sonnentempel befindet, geschlossen werden.

Denn die vielen Fußtritte der Besucher hatten die Gemäuer so sehr beschädigt, dass in den Steinen Risse entstanden waren. Durch diese Risse trat Regenwasser ein und verursachte teils irreversible Schäden.

Um die Ruinenstadt zu schützen, bevor es zu spät ist, dürfen im Jahr 2024 nur noch 4.500 Besucher pro Tag die Inka-Stadt besichtigen. Die Besucherzahl handeln Peru und die UNESCO jedes Jahr neu aus. Dabei würde die UNESCO zum Schutz der Welterbestätte eine deutlich geringere Besucherzahl begrüßen.

Besucherzentren als Lösung

In der Lascaux Höhle in Frankreich wurden die hohen Besucherzahlen auf eine besonders tragische Weise zur Gefahr für die bis dahin ältesten bekannten Höhlenmalereien. Die ausgestoßene Atemluft ließ einen Schimmelpilz entstehen, der allmählich begann, die eindrucksvollen Bilder an den Felswänden zu zerstören.

Um den Verfall zu stoppen, musste der Zugang zur Höhle keine 15 Jahre nach ihrer Entdeckung schon wieder geschlossen werden.

Die innovative Lösung war der 63 Millionen Euro teure Bau „Lascaux 4“. Unweit der Höhle können Touristen nun in diesem Besucherzentrum eine originalgetreue Reproduktion der historischen Wandmalereien bewundern. Auf diese Weise sind die Malereien der Öffentlichkeit zugänglich, bleiben aber trotzdem gut geschützt.

In China wurde bei den Mogao-Grotten mit ihren Höhlentempeln eine etwas andere Strategie entwickelt. Bevor die Besucher die eigentliche Sehenswürdigkeit besichtigen, durchlaufen sie ein modernes Informationszentrum. Hier werden in einem großen Kino zwei halbstündige Filme gezeigt, die Einblicke in die bekanntesten Höhlentempel gewähren und deren Geschichten erzählen.

Der anschließende Aufenthalt in den Grotten ist auf eine kurze Dauer beschränkt. Die Kombination aus Infotainment, Museum und Sehenswürdigkeit lässt trotz der kurzen Besuchszeit nichts vermissen und schützt gleichzeitig die fragile Kulturstätte.

Mehr Ratgeber, Tipps und Anleitungen:

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Hier schreiben Manfred Laue, - reisender Geschäftsmann im asiatischen Raum, sowie Hong Cian Shok - Backpacker wohnhaft in Deutschland, der jedes Jahr sich mehrere Wochen in Asien aufhält, sowie Christian Gülcan, mit Erfahrung aus 10 Jahren im Lebensmittel-Großhandel und Belieferung an asiatische Gastronomie, Betreiber und Redakteur dieser Webseite. Wir möchten Wissenswertes über asiatische Reiseziele, Kulturen und Wirtschaft vermitteln.

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